Oldboys in Sippenhaft - E18 - Saison 22/23

Shownotes

Leute, diesmal melden wir uns aus einem viel zu kleinen Zimmer in München, in dem wir seit etwa einer Woche festgehalten werden. Von einem Mann, dessen Stimme sehr nach Uli Hoeneß klingt. Hotel Mutti. Hin und wieder spricht er mit uns, lobt Katar, wettert gegen die FIFA. Dann geht ein grelles Licht an, dann dröhnt eine Hupe, dann bekommen wir essen. Drei Oldboys in Sippenhaft, ernähren uns ansonsten von Weißbier und Eigenurin. Oder lecken verzweifelt an der Tapete, die aussieht, als wären wir tatsächlich in den 70ern gefangen.

Draußen der Nachthimmel von Belgrad, draußen die Schergen der Junta, Pistolenschüsse. Kein Sommermärchen, Hinschauen heißt mithitlern. Erst haben sie uns den Spaß und schließlich auch den Kontext genommen. Wir gären im eigenen Saft, im Wandschrank auch nur noch die Mode von gestern, die abgetragenen Devotionalien, am Kragen einer verlaufenen Schminke. Wir wissen nicht mehr, was wir noch anziehen sollen. Die alten Träume passen nicht mehr. Und das Boateng-Trikot aus 2016 kann man nur noch als Wife Beater tragen, was so ehren- wie ärmellos wäre. Tanktopspieler. Immerhin, am Wochenende wurde uns ein Fernseher in den sonst kahlen Raum gestellt. Darin die Welt, die ganze Symbolik. Die alten und die neuen Helden. Sie sitzen sich fremd gegenüber. Boateng und Basler, der Kevinprince und der Supermario. Sinnbilder auch, für die Generationen. Dort die Einstigen, Weltmeister mal, die immer gleich klare Kante zeigen, poltern, auf den Tisch hauen. Hier die Jüngeren, auch sie Weltmeister, aber stiller im Glanze. Sie finden andere Töne. Weil ihnen Haltung wichtiger ist als Meinung.

Und mittendrin stehen zwei, die sich schon lange gut kennen. Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger. Sie waren das Herz unter Löw, ohne ständig nach Eiern zu suchen. Jetzt halten sie das Mikro in der Hand, und könnten dabei unterschiedlicher kaum sein. Antipoden im Splitscreen. Denn während Schweinsteiger, in Würde ergraut, etwas hemdsärmelig am Spielfeldrand steht und dabei so wirkt, als müsste er sich auch in dieses Turnier erstmal grätschend und blutend hinein arbeiten, thront Khedira am Pult der ARD, staatsmännisch und bedacht, das Einstecktuch auf der Zunge, ein Aristokrat der Analyse, als wäre jeder Satz bereits eine Bewerbung für höhere Aufgaben. Er weiß, was er tut. Manchmal verschluckt er sich dabei und ist dann selbst überrascht.

Lachen allerdings tun die anderen.

Und wenn ihr jetzt wissen wollt, worüber eigentlich. Und wenn es euch wirklich interessieren sollte, wie und ob wir uns aus unserer Lage befreien konnten, dann solltet ihr unbedingt reinhören, in diese neue Folge FUSSBALL MML. Denn alles andere ist nur Quartalspatriotismus. Viel Spaß!

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